Aktuelles vom St. Annahof, Oberstammheim
Entscheidung zu Untersaat in der Gerste
Beim Druck des letzten Artikels war ich noch unschlüssig, welche Massnahme in der Gerste mit weiten Saatreihen wohl die passende sei: Untersaat oder keine, Abmeldung in der Vernetzung und intensiv striegeln. Entschieden habe ich mich für eine Untersaat, allerdings für eine kostengünstige. Statt geplant eine längerdauernde Wiesenmischung, kam eine Green Carbon Fix aus der regenerativen Landwirtschaft zum Zug. Nach dem Ausbringen der Untersaat wurde gewalzt und Mitte April kam eine Gabe Rindergülle hinzu. Was daraus wird werden wir sehen, mitentscheidend wird das Nass von oben sein.
Im Weizen mit weiten Reihen hat die Untersaat, eine zweijährige Gras- Kleemischung gekeimt, auch da wird der Niederschlag bald nötig sein, damit sie davonkommt. Roggen und Dinkel stehen in Breitsaat, hier hat die Gülle sichtbar angeschlagen und das Wachstum ist nun täglich sichtbar. Lange haben die kalten Nächte das „Vorwärtsmachen“ gebremst. Im Roggen habe ich diesen Frühling einen Rollstriegel ausprobiert, um das im Herbst gekeimte Beikraut noch etwas zu reduzieren. Die Flächenleistung einer solchen Maschine ist beeindruckend, ebenso das Kraut und die Steine, welche umhergewirbelt werden bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von ca. 11 km/h. Beim Durchgang mit dem Hackstriegel, knapp drei Wochen später, wurde eine so grosse Menge welkes Zeug herausgezogen, dass die Schwaden am Feldrand abgeführt werden mussten.
Die neuen in der Fruchtfolge
Erst zum zweiten Mal ausgesät wurde dieses Jahr Sommerhafer zu Speisezwecken. Bodenbearbeitung und Saat fanden unter besten Bedingungen statt, seither wurde zweimal gestriegelt, im Abstand von knapp zehn Tagen. Trotz anhaltender Trockenperiode (Niederschlag April 2021: 18 mm) waren viele Keimfäden in der obersten Bodenschicht sichtbar, welche sehr gut mit dieser Massnahme bekämpft wurden.
Zum ersten Mal habe ich diesen Frühling eine Mischung aus 33,33 % Gerste Atrika und 66,66% Erbsen Alvesta ausgesät, da die Versuche mit Erbseneinsaat im Frühling in Wintergerste die letzten Jahre nicht gefruchtet hatten. Die Gerste ist schon länger sichtbar, die Erbsen liessen sich etwas länger Zeit. Auf der Suche nach Erbsenpflanzen bei der Feldkontrolle wurden auch auf dieser Parzelle zahlreiche Keimfäden von Beikraut ausgemacht. Die Gerste im Zweiblattstadium, einzelne Erbsen am Durchstossen, darf gestriegelt werden? Mit der feinsten Einstellung am Gerät habe ich es bei warmen Wetter gewagt und diesen Vorgang nach zehn Tagen wiederholt.
Die Krux mit dem Kälberdurchfall
Längere Zeit hatten wir keine nennenswerte Probleme mit Durchfall bei Kälbern, nun hat es innert Wochenfrist gleich zwei Tiere übel erwischt. Trotz Beratung durch Kometian, Anwendung von Hausmitteln und schlussendlich Infusion und Antibiotikaeinsatz konnten wir keines der Tiere durchbringen. Schwer fassbar ist die Tatsache, dass die Kälber am Morgen noch selber am Euter der Mutter gesäugt hatten und am Abend verendet sind. Zwischen den beiden kranken Tieren hatten wir ein weiteres Kalb, das ohne die geringsten Beschwerden durchkam.
Den kälberlosen Muttertieren konnten wir Kälber eines Milchviehbetriebes anhängen, allerdings nicht ganz problemlos. Nach einem Monat Gewöhnungsphase kann das eine Kalb selbständig Saugen, wenn die Kuh eingesperrt ist, das andere Muttertier muss nach wie vor mit Kraulen und gutem Futter abgelenkt werden, damit das Kalb saugen kann. Geduld bringt vielleicht Rosen…
Highlight Zuchtfamilienschau
Der Zuchtverein für Hinterwäldervieh hat auf dieses Jahr Betriebe gesucht, die eine Zuchtfamilie einem Experten zur Bewertung zeigen möchten. In unserer Zucht erfüllen zwei Kühe die gestellten Anforderungen von Stammkuh mit mind. vier reinrassigen Nachkommen, welche alle linear beschrieben sind.
Mit vereinten Kräften wurden im Laufstall die beiden Tiergruppen zusammengestellt und dem Experten Stefan Hodel von Braunvieh Schweiz präsentiert. In einer ausführlichen Erklärung kommentierte er die beiden Familien mit den Beurteilungen A für vorzügliche Familie und B für gute bis sehr gute Familie.
Betont wurde die sehr gute Fruchtbarkeit der beiden Stammkühe Fini (10.3.2005, 14 Kälber) und Flieder (8.1.2011, 9 Kälber) sowie das gesunde Fundament der Tiere und die perfekte Beckenform. Nicht ganz dem Zuchtziel entspricht die Grösse der Familie von Flieder, die mit einer Kreuzbeinhöhe von 129 cm für einen A-Ausweis zu gross ist (max. 127cm).
Als Weidebeef- Produzent habe ich kein Problem mit grösseren Kälbern und weiterhin grosse Freude an meinen charakterstarken Tieren.