AgroCO2ncept: Warten auf die CO2-Kompensation?
Initiiert wurde das CO2-Projekt von den Flaachtaler Landwirten selber. 2011 gründeten sie den Verein AgroCO2ncept und suchten Betriebsleiter für die Umsetzung ihrer Idee. Heute verfolgen 24 Betriebe in der Region mit Betriebszweigen wie Viehhaltung, Acker-, Reb- und Gemüseanbau die Projektziele.
Diese Ziele sind ambitioniert: Nicht weniger als 20 % des Kohlendioxidausstosses sollten eingespart, gleichzeitig die Ausgaben durch Effizienzgewinn und Kostenreduktion um 20 % reduziert werden. Durch den Imagegewinn der Betriebe und der Klimaregion sollte die Wertschöpfung um 20 % steigen. Das Projekt wurde mit Unterstützung verschiedener Partner beim Bundesamt für Landwirtschaft als Ressourcenprojekt eingereicht und mit einer Laufzeit von 2016 bis 2020 bewilligt und umgesetzt.
Die fachliche Unterstützung und landwirtschaftliche Beratung werden über das Kompetenzzentrum Strickhof sichergestellt. Die relativ aufwendigen und in diesem Projekt zentralen CO2-Bilanzierungen werden über die Bodenseestiftung abgewickelt. Die Begleitforschung läuft über die Forschungsanstalt Agroscope und die ETH Zürich. Die Treibhausgasemissionen wurden mit einer Software (ACC-Tool) zu drei Zeitpunkten (2015, 2018, 2021) bilanziert. Dafür wurden mit jedem einzelnen Betrieb individuelle Zielvereinbarungen aus einem Katalog von Massnahmen getroffen.
Viele Massnahmen für wenig Geld
Insgesamt definierte man 39 Massnahmen, wobei deren zwölf über das Projekt finanziell abgegolten werden. Die unterstützen Massnahmen reichen von Herdenmanagement und Fütterung über Düngung, Hofdüngermanagement, Bodenbearbeitung und Fruchtfolgegestaltung bis hin zu Energieverbrauch der Maschinen und Gebäude oder der eigenen Energieerzeugung.
Der Strickhof unterstützt die Betriebsleiter bei der Umsetzung der gewählten Massnahmen, welche die Tierhaltung und den Pflanzenbau betreffen. Der Fokus der Beratung liegt dabei auf dem Herdenmanagement, der Fütterungsplanung und Rationsgestaltung sowie bei der Düngeplanung.
Umweltziele waren zu hoch angesetzt. Das Projekt ist noch am Laufen, und die letzten Bilanzierungen stehen noch aus. Nach bisherigem Kenntnisstand erweist sich die angestrebte CO2-Senkung als äusserst anspruchsvoll. Während einige Projektbetriebe ihre Treibhausgasemissionen reduzieren konnten, erhöhte sich bei anderen gar der berechnete Ausstoss.
Der Jahreseinfluss ist beträchtlich, und damit war das trocken-heisse 2018 kein sehr repräsentatives und aussagekräftiges Jahr für die Zwischenbilanzierung. Die Methanemissionen des Rindviehs machen einen erheblichen Anteil in der Bilanzierung aus, wobei den Betrieben zu deren Reduktion aber noch keine wissenschaftlich fundierten Massnahmen zur Verfügung stehen.
Gemeinden verweigern Zusammenarbeit
Die Bauern sind hoch motiviert eingestiegen und setzen in der Schlussphase des Projektes nochmals alles in die Zielerreichung. Neben den angestrebten Einsparungen haben sie aber auch grosse Hoffnung in die Vermarktung der Klimaregion Flaachtal gesetzt. Leider bekam das Projekt einen gehörigen Dämpfer, als die fünf Gemeinden im Projektgebiet eine ideologische und finanzielle Unterstützung der Vermarkung ablehnten. Damit wurde auch ein geplantes Projekt zur Regionalen Entwicklung (PRE) beerdigt. Ziel ist es gewesen, dass die Projektziele und Massnahmen auch nach der offiziellen Projektdauer in der Region über den Verein AgroCO2ncept weiterlaufen können und eine Vermarktung der Produkte und Emissionszertifikate stattfinden kann.
Praktische Umsetzung
Die Schwerpunkte der Betriebsgemeinschaft (BG) der Zwillingsbrüder Stefan und Markus Weilenmann sowie der Söhne Lukas und Yanic in Buch am Irchel (ZH) sind die Munimast, der Ackerbau und die Pensionspferde. Sie waren von Anfang an motiviert, am Projekt AgroCO2ncept teilzunehmen. „So konnten wir unseren Betrieb kritisch durchleuchten. Die Treibgasproblematik treibt auch uns Landwirte um.“ Nach der zweiten Bilanzierung der Betriebsgemeinschaft stehen nun erste Ergebnisse zur Verfügung. In der Übersicht 2 (Seite 33) sind die Veränderungen von 2015 auf 2018 für die einzelnen Betriebszweige und den Gesamtbetrieb ersichtlich.
Zur Vereinheitlichung, werden alle THG-Emissionen in CO2-Äquivalente umgerechnet. Das heisst, es wird berücksichtigt, wie stark die Treibhauswirkung von Methan oder Lachgas im Vergleich zu CO2 ist.
In der Rindviehmast konnte Weilenmanns durch die Reduktion des Futterzukaufs die Treibhausgasemissionen reduzieren.
Auch die Emissionen aus den Böden, auf denen das Futter produziert wird, sanken, und es wurde mehr Kohlenstoff in den Böden eingelagert.
Die Verbesserungen bei der Bewirtschaftung des Bodens zeigen sich auch im Betriebszweig Ackerbau. Zusammen mit reduzierten Emissionen bei den Maschinen und einem geringeren Mineraldüngereinsatz konnte die BG den Ausstoss um 30 % reduzieren. Die Pferde haben nur einen sehr kleinen Anteil an den gesamtbetrieblichen Emissionen. Auch dort sparten die Betriebsleiter bei den Gebäuden, dem Maschineneinsatz und bei der Düngung.
Über den gesamten Betrieb wurden die THG-Emissionen um 8 % reduziert, damit erreichten sie das Projektziel knapp zur Hälfte. Rechnet man die Emissionen jedoch pro produzierter Einheit, sanken sie um 26 %, denn trotz der Einsparungen stieg die Produktion. Es braucht viele Massnahmen in allen Bereichen des Betriebs, um auf die angepeilte Einsparung zu kommen.