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Ein aktuell verbreitetes Bild: Fortgeschrittene Abreife des Krautes, von Alternaria in die Knie gezwungen.>

Abreife weit fortgeschritten – Ernte im Gang

Die diesjährig früh verschafften 2 Wochen Wachstumsvorsprung der Kartoffeln - bedingt durch die wüchsigen Bedingungen im Frühling - haben sich bis jetzt durchgezogen. Nachdem die Knollengrösse in der zweiten Juni- und ersten Julihälfte eindrücklich zulegte sind nun auch die Stärkegehalte bei den Industriesorten erfreulich gestiegen.

Erfreuliche Stärkegehalte

Bisherige, punktuelle Probegrabungsresultate in der ersten Augustwoche haben tendenziell überdurchschnittliche Stärkewerte ergeben. Im Sortenversuch Humlikon wies am 10.August Agria einen Stärkegehalt von gut 15%, Fontane knapp 17% auf, bei schönen Backfarben. Dem zu gut kam sicherlich die gross gewachsene Krautmasse, gepaart mit eher geringen Stückzahlen je Staude. Beide Faktoren erlaubten die Einlagerung von mehr Assimilaten je Einzelknolle und damit einen raschen Stärkeaufbau. Desweiteren war die hohe Sonneneinstrahlung und eine tendenziell gute Wasserversorgung der Böden für einen zügigen Abreifefortschritt verantwortlich. 

 

Kraut vernichten oder zuwarten?

Wo Stärkegehalte und Backfarben passen, ist es eine Abwägung zwischen potentiell noch nötig und möglichem Zuwachs (vom Krautzustand abhängig) und Kosten für weitere Krautfäulebehandlungen sowie Abbau der äusseren Qualität. Erfahrungsgemäss werden Schnecken und Drahtwürmer im August rasch wieder aktiv. Mit jeder Woche längerem Verbleib im Boden muss mit Abnahme der äusseren Knollenqualität gerechnet werden. Bei Speiseware kommen Silberschorf und Colletotrichum als negative Einflussfaktoren hinzu. Im Sinne der Qualitätssicherung empfiehlt es sich das Kraut so spät wie nötig (Reife bezüglich Stärke, Backfarbe und Grösse bezüglich Kaliber), aber so früh wie möglich zu vernichten. Manchmal klammert sich die Hoffnung auf weiteren Ertragszuwachs an ein paar halbgrüne Stängel mit wenigen, intakten Blättern. Die Entscheidung dürfte dieses Jahr einfacher fallen als andere Jahre da die Abreife fortgeschritten und die Krautmasse verbreitet stark geschwunden ist, nicht zuletzt wegen frühem und starkem Befall mit Alternaria-Blattflecken. 

Zu beachten ist zur chemischen Krautvernichtung auch die (sortenspezifisch) nötige Zeit zur Erreichung der Schalenfestigkeit und die Wartefrist von 2 Wochen ab Anwendungszeitpunkt des Herbizides. 

Abreifendes Kartoffelkraut
Ein aktuell verbreitetes Bild: Fortgeschrittene Abreife des Krautes, von Alternaria in die Knie gezwungen.
Dämme mit minimalem Restkraut
Klarer Fall für definitive Krautvernichtung. Mit diesem «Restkraut» erfolgt weder Ertrags- noch Stärkezuwachs.

 

Krautfäuleschutz durchziehen

Die trockenen und heissen Bedingungen der letzten Tage bzw. Wochen haben vorhandenen Krautfäulebefall gestopt und vielleicht auch gedanklich in den Hintergrund rücken lassen. Mit fortgeschrittener Abreife eines Kartoffelbestandes sinkt das Risiko einer raschen (Wieder-)Ausbreitung der Krautfäule. Besonders auf Stauden mit hoher grüner Blattmasse könnte der Pilz aber doch noch mal Fuss fassen. Es ist dann auch sehr schwierig zwischen bereits abgestorbenen Stängeln und Blättern voller Alternaria allfällige Krautfäule zu entdecken. Mit erneuten Niederschlägen ist bei verstecktem Krautfäulebefall das Risiko einer Knolleninfektion hoch. Wo noch keine Krautvernichtung durchgeführt wird, sind die Spritzabstände unbedingt aufrecht zu erhalten. Das Beimischen eines sporenabtötenden Wirkstoffes sollte nun Zwecks Verhinderung von Knolleninfektionen bis und mit Krautvernichtung Standard sein. 

Nahansicht abreifender Kartoffelstängel
Alternaria oder vielleicht auch Krautfäule? Krautfäule lässt sich nun nicht mehr einfach erkennen. In jedem Fall ist aber der Knollenschutz durch den Einsatz sporenabtötender Fungizid-Wirkstoffe aufrecht zu erhalten.

Ernte, Schlagschäden vermeiden
Aktuell ist der Bodenfeuchtegehalt verbreitet gut, ideal für eine schonende Ernte. Der Erntezeitpunkt wird nun von der Schalenfestigkeit vorgegeben. Bei Trockenheit aber auch bei knapper Schalenfestigkeit oder hohem Stein- und Sandanteil ist die Gefahr für Mikroverletzungen der Schale sowie Blauflecken besonders bei hohen Stärkegehalten und/oder länglichen Knollen hoch. Es gelten die üblichen Grundsätze zur Minderung von Knollenverletzungen: Möglichst hohe Fahrgeschwindigkeit gepaart mit möglichst tiefer Siebbandgeschwindigkeit für ein gutes Erdpolster auf dem Siebband. Anzahl und Höhe der Fallstufen wo immer möglich minimieren. Intakte Umlenkpunkte und Bänder auf dem Vollernter. Fallsegel oder Polsterung beim Umleeren der Knollen aus dem Erntebunker. 
Wie immer ist eine möglichst zeitige Ernte anzustreben um die physiologisch gealterten Knollen mit kühler «Nachtluft» runter kühlen zu können.