So finden Sie uns

Strickhof
Eschikon 21
CH-8315 Lindau
+41 58 105 98 00
info@strickhof.ch

Strickhof auf Social Media

>

4 Eckpfeiler um gegenseitiges Besaugen zu vermeiden

Gegenseitiges Besaugen ist die Sprache des Stresses und muss in jedem Fall bei der eigentlichen Ursache behoben werden. Wird bei intensivem gegenseitigen Besaugen im Kälberalter weggeschaut, wird das Problem in der ersten Laktation wieder zum Vorschein kommen.

4 Eckpfeiler um gegenseitiges Besaugen zu reduzieren

Beim gegenseitigen Besaugen spricht man vom Besaugen der Körperteile anderer Tiere in der Gruppe. Dies ist nicht zu verwechseln mit der Lecksucht (Schlecken von Gegenständen im Stall). 
Das Erfolgsrezept gegen das multifaktorielle Phänomen liegt in der Ursachenbekämpfung. Erst als letzte Massnahme ist ein Saugschutz einzusetzen. Gegenseitiges Besaugen steht immer im Zusammenhang mit Stress. Das Besaugen von anderen Kälbern ist wie beruhigender Nuggi beim Kind. Die Ursachen können in vier Eckpfeiler unterteilt werden.

Stallklima/Stallbau

In der Praxis sind in Schweizer Kälberställen oft schlechte Luftverhältnisse anzutreffen. Abgestandene Luft mit erhöhten Schadgaskonzentrationen (Bsp. Ammoniak > 4 ppm), Staub vom Einstreuen und hohe Feuchtigkeit fördern Erkrankungen wie Lungenentzündungen oder Flechten, was sich wiederum negativ auf das Stresslevel des Kalbes auswirkt. In den meisten Fällen gibt es auch für alte Stallbauten einfache Lösungen, ohne grosse finanzielle Aufwände, um die Luftqualität massgeblich zu verbessern. Nebst der Luftqualität ist selbsterklärend: Je mehr Platz dem Kalb zur Verfügung gestellt wird, desto geringer ist das Risiko des gegenseitigen Besaugens. Weiter zeigen Auswertungen von Studien deutlich, dass Kälber in reizarmen Aufstallungssystemen, z.B. ohne Auslauf oder Weidegang, deutlich häufiger zum Besaugen neigen. 

Management

Ein Eckpfeiler des Managements ist das Fütterungsregime. In der Natur saugt das Kalb über 60 Minuten am Tag am Kuheuter. Dies muss in der Aufzucht bestmöglich kompensiert werden um das natürliche Saugbedürfnis zu stillen. Besonders «strenge» Nuggis und genügend Milch sind einzusetzen. Naturkautschuknuggis und Nuggis mit grosser Öffnung eignen sich zum Erreichen des Ziels nicht. Ferner ist zu beachten, dass bei intensiver Aufzucht die Fütterung umso intensiver gestaltet wird. Dabei ist auf genügend hoher Energiekonzentrationen in der Fütterung zu setzen, denn je weniger das Energieangebot dem Bedarf des Kalbes angepasst ist, desto höher ist das Risiko des gegenseitigen Besaugens. Das Kalb darf erst von der Milch abgesetzt werden, wenn genügend Kraft- und Grundfutter gefressen wird. Nachweislich neigen Kälber, die weniger als 0,5 kg Kraftfutter nach dem Absetzen erhalten, häufiger zum Besaugen. Zu grosse Rationsanteile von Maissilage mit über 40 % belasten die Leber des Kalbes, was wiederum Stress verursacht und das Risiko der Problematik verstärkt. 

Genetik

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Fleischrassen deutlich mehr zum Besaugen neigen als milchbetonte Kälberrassen. Simmental-, Fleckvieh- und OB-Kälber neigen deutlich häufiger zum Besaugen als Holstein- und RedHolstein-Kälber. «Es wird vermutet, dass der Nährstoffbedarf bei fleischbetonten Kälbern aufgrund des Muskelwachstumsvermögens höher ist und deshalb auch ein grösseres Verlangen nach Futter ausgeübt wird», so Roger Bolt, Fachspezialist für Tierernährung, Strickhof.

Immunstatus

Unzählige Punkte beeinflussen den Immunstatus des Kalbes. Das A & O der Stärkung des Immunsystems beginnt mit der hochwertigen Kolostralmilchgabe direkt nach der Geburt. Heute ist wissenschaftlich belegt, dass das Vertränken von 4 Litern hochwertigem Kolostrum zu tieferen Tierarztkosten und mehr Milch in der ersten Laktation führt. Weiter ist es empfehlenswert, dem trockenen Kalb nach der Geburt bis zu einem Alter von 3 Wochen bei tiefen Temperaturen (< 5 °C) im Winter einen Kälbermantel anzuziehen. Die Energie, die durch den Kälbermantel eingespart werden kann, wird ins Immunsystem investiert. Nicht zuletzt beeinflussen hier auch Fütterung, Wasser- und Luftqualität, Krankheiten und Stress das Immunsystem wesentlich. 

Manchmal gibt es Situationen wie die Alpung, Umstallungen und Gruppenwechsel, wo Stress unabhängig vom Haltungssystem oder dem Management entsteht. Hier können phytotherapeutische Mischungen, die einerseits beruhigend wirken und andererseits Krankheiten, wie bsp. Lungenentzündung/Durchfall vorbeugen, Abhilfe schaffen. Der Einsatz von Torf, Thymian-, Oregano- oder Wahlnusspräparaten hat sich in der Praxis sehr bewährt.

Gegenseitiges Besaugen ist die Sprache des Stresses und muss in jedem Fall bei der eigentlichen Ursache behoben werden. Wird bei intensivem gegenseitigen Besaugen im Kälberalter weggeschaut, wird das Problem in der ersten Laktation wieder zum Vorschein kommen.

 

Kontakt Beratung: Katrin Müller, katrin.mueller@strickhof.ch, 058 105 83 05